Rolladenbauer Clever und das Internet

Ein modernes Märchen

 

Es war einmal... Moment mal! Ein Märchen in der R+S? Aber warum eigentlich nicht, liebe Kollegen - schließlich ist es ein modernes Märchen, denn immer- hin kommen Computer darin vor, und außerdem ist die Geschichte gar nicht mal so unrealistisch, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint.

Also: Es war einmal - in gar nicht so weit entfernter Zukunft - der Facharbeiter Gustav F. aus K., der

an seinem Computer sitzt; und weil er aller Spiele überdrüssig ist, hat er begonnen im Internet zu surfen. So richtig will ihn das heute aber auch nicht begeistern, und vor lauter Langeweile schaut er nach, welche Internet Ange- bote es in seiner Region gibt.

Dabei stößt er eher zufällig auf die Homepage von Rolladenbauer Clever aus der Nachbarstadt. Er blättert lustlos ein wenig in den Seiten herum und entschließt sich

dann doch spontan zwei Rolladen- motore zu bestellen, die dort in diesem Monat zu einem Sonder- preis angeboten werden.

Nun ja, es ist ein Märchen, das ich hier schreibe, und da kann so was schon mal passieren. Schließlich werden täglich tausende von Mark ausgegeben, und wenn nicht im Internet, dann bei diesen Dauer- werbesendungen, ja genau die, wo die Synchronisation immer so schlecht ist.

 

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Nun gut, ein Zufall eben, aber schauen wir einmal, was Ober- lehrer Winfried M. aus D. gerade macht, denn auch er ist online gegangen, wie man das Verbin- den mit dem Internet nennt.

Er trägt sich schon seit langer Zeit mit dem Gedanken, für seine beiden großen Fenster Rolladen- antriebe zu kaufen und hat schon alle erforderlichen Prospekte aus den umliegenden Heimwerker- märkten gesammelt. Gerade ist ihm der Gedanke gekommen, daß er im Internet vielleicht einen Motor finden könnte, der sogar

10 oder 20 Mark billiger ist, als das bis jetzt günstigste Angebot.

Er begibt sich also in eine der Suchmaschinen und gibt dort den Begriff "Rolladenmotor" ein. Aus den vielen hundert Seiten, die er dabei findet, wählt er knapp fünfzig aus und sendet per E-mail Anfragen - kostet ihn ja praktisch nichts!

Was soll´s - vergessen wir Winfried M. Für ihn hat Roll-ladenbauer Clever seine Homepage eigentlich nicht eingerichtet - schließlich will er ja

nicht um jeden Preis verkaufen. Er bekommt höchstens noch einmal mit ihm zu tun, wenn Elvira die Frau von Winfried vorbei kommt, um zwei vier Meter lange Wellen zu kaufen. Natürlich "sechziger" weil Winfried für seinen Billig- motor keine anderen Adapter bekommen kann.

Wenden wir uns lieber Hubert B. aus R. zu. Auch er sitzt am Compu- ter und hat sich gerade ins Inter- net eingewählt. Er ist ganz zufrie- den heute, zum einen, weil er sich gerade seinen Kontostand online angesehen hat - die Weihnachts-

 

 

gratifikation ist schon eingetrof- fen - zum anderen hatte er gestern Glück: Bereits nach kurzer Suche im Internet hat er tatsächlich noch freie Zimmer für den Skiurlaub bekommen, den er ganz unver- hofft in vier Wochen antreten kann. Daß ihn und seine Familie ein geräumiges Appartement und ein tolles Saunaparadies erwarten, hat er auf der Homepage des Hotels auch schon entdeckt, und weil er online gebucht hat, hat er sogar noch einen Rabatt be- kommen.

Auch das Angebot, das am Urlaubsort geboten wird kann

sich sehen lassen: Es gibt ein großes Hallenbad, einige sehenswerte Restaurants und reichhaltige Freizeitangebote für den Fall, daß es bis dahin doch nicht schneit. Hubert B. freut sich, daß er sich alles von seinem Computer aus anschauen kann.

Da kommt Gerda, Huberts Ehe- weib, herein und verdirbt ihm fast noch die Stimmung. Sie hat gera- de erfahren, daß die Großeltern diesmal nicht kommen können, um das Haus zu hüten, und auch die Nachbarn werden zum gleichen Zeitpunkt verreist sein. "Mist (eigentlich drückt er sich

nicht annähernd so gewählt aus, aber Märchen werden gelegentlich auch von Kindern gelesen!), nur weil wir keinen finden, der uns die Rolläden rauf und runter macht, sollen wir auf den tollen Winter- urlaub verzichten!"

Aber schließlich ist Hubert gerade online, und er überlegt, daß Rolladenbauer Clever eigentlich automatisch gesteuerte Antriebe für seine Rolläden in seinem Angebot haben müßte. Zusammen mit Gerda sitzt er jetzt vor dem Bildschirm und ist gespannt, ob er unter http://www.rolladenclever.de etwas findet, oder, ob er ihn erst

 

 

per Suchmaschine suchen muß.

Da Kollege Clever clever ist - er trägt diesen Namen natürlich nicht umsonst - haben die B´s auf Anhieb Glück. Gespannt betreten sie Clevers virtuelle Ausstellungsräume, in denen sie sehr freundlich begrüßt werden. Um´s Haar können sich die beiden nicht von den Designer-Haustüren trennen, von denen Clever eine fast unbegrenzte Anzahl auf seinen Internetseiten zeigt, aber das Projekt Haustür muß noch bis zum nächsten Sommer warten.

Die B´s klicken sich also durch, bis zur Unterabteilung Rolladen- automatik und staunen darüber, was Clever hier alles zu bieten hat. Da Clever nicht nur clever ist, sondern auch noch Mitglied im Bundesverband Rolladen+ Sonnenschutz e.V., bietet er den Besuchern seiner virtuellen Aus- stellung eine ganze Menge allge- meiner Information zum Thema Elektroantrieb. Die wird vom Server des Verbandes direkt auf Clevers Seiten eingespielt. Dafür muß er nichts bezahlen. Nur für die Gestaltung seiner Seiten durch einen Mitarbeiter des

Verbandes hatte er seinerzeit einen durchaus akzeptablen Preis zahlen müssen.

Nachdem sich die B´s eingehend über die technischen Möglich- keiten informiert haben, wollen sie aber noch wissen, wie so eine Umrüstung von statten geht. Das zeigt Clever ganz individuell auf einigen Fotos, die er früher bei einigen seiner Kunden gemacht hat, und auf denen auch eine ordentliche Verkabelung mit Kabelkanal zu sehen ist, die den B´s sehr zusagt.

 

 

Auf Clevers Internet Seiten befin- den sich auch einige Werbe- Banner seiner Lieferanten, und Gerda möchte zu gerne den Markisenhersteller anklicken, um in dessen Internetangebot zu gelangen, aber Hubert trennt erst einmal die Verbindung. Er hat nämlich gesehen, daß es bei Clever ein Bildschirmformular für Anfragen gibt. Dort will er noch heute die Maße seiner Fenster eintragen, um von Clever eine erste Preisinformation zu bekommen.

Viel wichtiger als der Preis (wie es im Märchen kaum anders sein

könnte, ist nämlich auch gerade der Bausparvertrag zuteilungsreif geworden) ist es ihm aber, daß er innerhalb von vier Wochen eine zuverlässig arbeitende Automatik für seine Rolläden bekommt und ausgetestet hat. Aber nach dem Besuch von Clevers Internet- seiten hat er daran gar keinen Zweifel.

Und Kollege Clever? Der weiß natürlich noch gar nichts von seinem Glück und dem lukrativen Auftrag, der ihm winkt. Morgen wird ein Telefax mit Bs Anfrage bei ihm eintreffen. Hubert B. hat seine Anfrage zwar per E-mail

losgeschickt, aber 10 Minuten später trifft sie per Fax bei Clever ein. Diesen Service, den sein Bundesverband ihm für eine geringe Gebühr bietet, nimmt er gerne in Anspruch, um nicht dauernd in seinen elektronischen Briefkasten schauen zu müssen aber trotzdem schnell reagieren zu können. Außerdem war diese Möglichkeit früher wichtig, als er zwar schon eine Homepage hatte, aber noch gar keinen eigenen Zugang zum Internet, ja noch nicht mal einen Computer geschweige denn ein Modem.

Zur Zeit ist Clever aber mit ganz

 

 

anderen Dingen beschäftigt, und die Aussicht auf Huberts Auftrag könnte ihn vielleicht aufmuntern. Clever hat Probleme mit einem anderen Kunden. Er weiß genau, daß er über einen ähnlichen Fall schon einmal in der R+S gelesen hat, wenn er sich nur erinnern könnte, in welchem Heft!

Aber auch das ist für Clever kein Problem. Er wählt sich in das Internetangebot seines Bundes- verbandes ein und gelangt nach Eingabe seines Paßwortes auf die Seiten, die den Mitgliedern vor- behalten sind. Es dauert nur Bruchteile von Sekunden, bis

Clever durch die Volltextsuche den entsprechenden Artikel gefunden hat, den er sich gleich darauf ausdruckt, um ihn zu dem Termin mitzunehmen, den er morgen bei dem Kunden hat.

Clevers Gesichtszüge hellen sich wieder auf, bei diesem Ergebnis, und er freut sich über die Möglichkeit seine Fachzeitschrift auch im Internet lesen zu können. Selbstverständlich bekommt er regelmäßig auch sein gedrucktes Exemplar, denn seit hin und wieder ein Märchen in der R+S steht, nimmt er sie gerne als Bett- lektüre mit ins Schlafzimmer - was

Frau Clever mit dem Computer natürlich niemals zulassen würde ...

Nein, an dieser Stelle ende ich nicht mit "...und wenn sie nicht gestorben sind...", denn eigentlich ist dies hier gar kein Märchen! Alle technischen Möglichkeiten, die beschrieben sind, gibt es längst; und es wird Realität werden - schon bald. Es muß jeder sich nur noch entscheiden, ob er die Geschichte demnächst als Tatsachenbericht lesen möchte, oder ob er Mitwirkender sein will, so wie Rolladenbauer Clever.
(von Wolfgang Löster)

© Wolfgang Löster 1997

 

Erklärung einiger Begriffe:

Internet, die Informationsplattform der Zukunft. Ein Teil davon ist das WWW, das "weltweite Netz". Schon heute ist darin ein fast nicht mehr zu überschauende Anzahl von Computern miteinander vernetzt, und von überall auf der Welt können Information eingegeben, abgerufen und ausgetauscht werden. Im Gegensatz dazu besteht ein Intranet aus wenigen Rechnern. Es funktioniert zwar prinzipiell genauso wie das Internet, aber der Zugang ist auf eine geschlossenen Gruppe begrenzt, z.B. Mitarbeiter und Kunden einer Firma.

Mit surfen bezeichnet man das "Wellenreiten" im Internet. Es ist eine Wortspielerei, weil man sich dabei von Server zu Server treiben läßt.

Ein Server ist einer der Rechner, aus denen das Internet besteht. Er "serviert" sozusagen die Informationen. Beim surfen bekommt man gar nicht mit, ob ein Server im Nachbarort steht oder auf der anderen Seite der Welt.

Online ist man, wenn man seinen Computer über die Telefonleitung mit dem Internet oder einem anderen Datendienst verbunden hat.

Die Suchmaschinen sind ein wichtiges Hilfsmittel im Internet. Sie suchen das Internet ab, und der Benutzer erhält nach Eingabe eines oder mehrerer Begriffe eine Liste mit Verweisen (Links) auf Seiten, die die Begriffen enthalten.

Als Homepage werden fälschlicherweise oft sämtliche Seiten eines Anbieters bezeichnet. Eigentlich ist damit lediglich die Einstiegsseite gemeint. Weitere Seiten des Angebotes können auch auf anderen Servern hinterlegt (gespeichert) sein.

klicken ist die einfache Art, von Angebot zu Angebot zu gelangen. Mit Hilfe der Maus wird der Zeiger auf dem Bildschirm auf einen Verweis oder auch eine Grafik bewegt, und ein Tastendruck auf die Maus bewirkt, daß man sich auf einer anderen Seite des Angebotes oder in einem anderen Angebot befindet.

Als Link wird ein solcher Verweis bezeichnet, der meist grafisch hevorgehoben ist.

Werbe-Banner findet man bereits auf vielen Seiten. Meist sind es Anzeigen in einem länglichen Rechteckformat. Angebote, wie die Suchmaschinen, die kostenlos genutzt werden können, finanzieren sich durch die Werbe-Banner, die gleichzeitig auch immer ein Link sind.

E-mail ist die elektronische Post, die am Bildschirm eingegeben und vom Empfänger am Bildschirm gelesen wird. Weil die übliche Zustelldauer nur wenige Sekunden beträgt - auch nach Übersee - wird die herkömmliche Post von Amerikanern gerne als "Snail-mail" (Schneckenpost) bezeichnet. Besonders einfach ist das Schreiben einer E-mail, wenn vom Empfänger ein Eingabeformular vorgegeben wird.

Das Fax hätte ich vielleicht erklären müssen, wenn ich dieses "Märchen" vor zehn Jahren geschrieben hätte. Heute ist es so selbstverständlich, wie das Internet in wenigen Jahren.

Bei der Volltextsuche können ganze Bücher oder auch Zeitschriftenjahrgänge nach bestimmten Wörtern durchforscht werden.